2014-01-31

Pucón

Ich bin also weiter nach Pucón gehetzt, hatte dort aber das gleiche Wetterproblem. Zuerst konnte ich noch kurz durch die Stadt laufen, aber anschließend hat es angefangen zu regnen und 48 Stunden durchgeregnet. Ich saß also im Hostel fest. Nicht dass ich gerade erst auf einem Schiff festsaß und eine riesige Unternehmungslust hatte, die ich nicht ausleben konnte. Zum Glück gab es dort aber auch witzige Leute. Backpacker sind schon ein eigenwilliges Volk.

Kaum hatte es aufgehört zu regnen, habe ich auch die erstbeste Möglichkeit wahrgenommen, um in den nächstbesten Nationalpark mit unaussprechlichem Namen (Huerquehue) zu kommen. Ich war jetzt wieder im Seen-Distrikt, nur eben auf chilenischer Seite. Quasi das Gegenstück zu Bariloche. Ich bin also auf einen Hike zu verschiedenen Seen gegangen und habe mich durch verschiedene Flora wie beispielsweise Bambus durchgeschlagen.

Ich hatte mir gar nicht soviel von diesem Hike versprochen, aber wurde doch wirklich überrascht.

Die Landschaft war großartig. Der Wald hat sich permanent verändert.

Ein See war schöner als der andere und das verregnete Wetter hat auch ganz gut zum Wald gepasst.

Am nächsten Tag stand dann aber das an, was ich unbedingt machen wollte und warum man auch nach Pucón kommt: Die Vulkanbesteigung. Im Morgengrauen ging es los und ich habe nach fast drei Tagen auch zum ersten Mal den Vulkan von der Stadt aus gesehen. Endlich war das Wetter wieder gut.

Schon von der Basis war der Blick großartig. Es hieß aber, dass man von oben 13 andere Vulkane in der Umgebung sehen könne. Das war die Motivation um aufzusteigen.

Der Vulkan war voll. Ich war ja auch nicht der Einzige, der drei Tage auf besseres Wetter gewartet hat, sodass man wieder rauf gehen konnte. So ziemlich jede Agency, die den Trip anbietet, war ausgebucht.

Für den Aufstieg, musste ich mir noch diese bescheuerte Sonnenbrille kaufen. Schneeblind wollte ich aber nicht werden. Das Licht hat ja selbst durch die Sonnenbrille noch unfassbar hell gescheint und geblendet. Auch die Sonnenstrahlung war mal wieder gefährlich. Nach dem Foto habe ich die Mütze noch ein Stückchen weiter runter gezogen und meinen Schlauchschal über die Nase hochgezogen. Zusätzlicher Schutz zur Sonnencreme.

Vermummt ging es nach oben. Der Aufstieg war sehr beschwerlich und es war auch teilweise riskant. Je weiter man nach oben vorgedrungen ist, desto mehr Neuschnee lag (drei Tage Niederschlag eben). An einigen Stellen war es vereist. Der Eispickel war zwar eine nützlich Waffe, aber jeder Schritt musste sitzen und hat viel Kraft gekostet.

Im Hintergrund hatten wir schon ein paar Vulkane. Wir wollten aber selbstverständlich nach oben, um den Rundumblick zu haben. Der Blick zurück diente dabei immer als Motivationsspritze. Und es wurde selbstverständlich besser und besser, je weiter man nach oben kam.

Man beachte das Eis im Hintergrund. Den Guides ist es öfter in den Sinn gekommen, umzudrehen. Wir waren aber zum Glück eine recht junge, halbwegs fitte und vor allen Dingen motivierte Truppe. Ich glaube, dass sie auch deswegen immer nochmal ein Stückchen weiter mit uns sind. 

Irgendwie hatte ich an dem Tag eine Menge Laune, mich fotografieren zu lassen. Irgendwie fand ich das Setting cool.

Von den geschätzt 10 Gruppen sind nur 4 bis zur Spitze gegangen. Den anderen Guides war das Risiko zu hoch gewesen. Wir waren zum Glück in einer der Gruppen, die es geschafft haben. Zwar auch mit Schwund, aber alleine wir waren mit 5 Guides losgelaufen. So konnten einige dann begleitet umdrehen, wenn sie sich nicht fit genug gefühlt haben.

Da war sie, die Aussicht. Ich war hin und weg.

Der Krater selbst war gar nicht so spannend. Lava konnten wir leider auch keine sehen. Der Schwefeldampf hat mir aber ordentlich zugesetzt. Der ist richtig reingezogen. Da half auch mein Schal vor der Nase nicht mehr viel.

Den mit Abstand besten Blick hat man in der Tat nur, wenn man ganz oben ist und auf die andere Seite schauen kann. 

Die Tour war überragend. Der Weg zurück war anfangs noch hart, weil Heruntergehen nochmal schwieriger ist, als bergauf, insbesondere an den vereisten Stellen. Ab der Mitte aber konnten wir auf Plastikschälchen herunterrutschen. Da gab es halbwegs vorgegebene Routen. Bremsen kann man mit dem Eispickel. Das war irgendwie wie Bobfahren. Plötzlich waren alle Jungerwachsenen wieder um einige Jahre jünger in ihren Verhaltensweisen. Ich habe mich wieder ins Kindesalter zurückversetzt gefühlt, aber nur ein einziges Mal überschlagen. Einen halben Vulkan muss man aber auch erst mal auf dem Arsch runterrutschen. Als wir unten waren, haben wir gefragt, ob wir nochmal rauf könnten. Zuviel Spaß hat das Runterfahren gemacht. Dabei darf man aber auch nicht vergessen, dass wir insgesamt 12 Stunden unterwegs waren. Ich wiederhole mich gerne nochmal: Überragende Tour!

2014-01-30

Puerto Varas


Einen ganz kurzen eintägigen Zwischenstopp habe ich in Puerto Varas gemacht. Eigentlich wollte ich schnell in den Norden, aber der Nationalpark Vicente Perez Rosales wurde mir wärmstens ans Herz gelegt. Ich wollte mein Glück probieren, obwohl mehrere Tage schlechtes Wetter gemeldet wurde. Der Ersteindruck war auch ganz vielversprechend.

Auffallend war sicherlich die gelbe Moos-ähnliche Pflanze, die ich in so auch noch nie gesehen habe. Dummerweise hat der Wetterteufel mir aber einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ich bin auf meinem dreistündigen Hike drei Stunden durch Regen und Nebel gelaufen. Typisch patagonisches Wetter eben.

Hier sollte man eigentlich im Hintergrund einen See und einen Vulkan sehen. Leider war ich da nicht ganz vom Glück verfolgt. Warten wollte ich aber auch nicht, ich musste Zeit gewinnen und bei meinem nächsten Ziel sollte es ja auch eine Menge Vulkane geben. Vielleicht hätte ich auch gleich durchfahren sollen. Hinterher ist man immer schlauer.

2014-01-28

Castro


Ich wollte mir noch einen Eindruck von Chiloé, der zweitgrößten südamerikanischen Insel bilden, bevor ich wieder die Fährte in Richtung Norden aufnehmen wollte. Seefahrervolk, dass ein bisschen abgeschieden vom Rest seine eigenen Mythen und Gebräuche gepflegt hat. Das hörte sich doch interessant an.

Ich habe mich in Castro, in der Mitte der Insel angesiedelt und bin von dort aus auf Erkundungstour gegangen.

Zum Kulturerbe gehören 14 Holzkirchen, die alle einen eigenen Charme haben. Ich habe mich einer kleinen Privattour von anderen Reisenden der Navimag angeschlossen, die einige dieser Kirchen abgefahren ist.

Immer dabei: Mein neuer ökologischer Windschutz für das Gesicht. Eine patagonisches Must-Wear. Vollkommen natürlich und kostenlos. An diesem Utensil kann man bei Männern auch erkennen, wie lange sie schon in Patagoninien auf Tour sind. Ich war auf einem (offensichtlich erkennbarem) guten Weg.

Holz soll nicht so kalt sein wie Stein. Das hilft gegen das raue pazifische Klima.

Irgendwie war die Insel ganz liebenswert. Einige haben versucht die Landschaft mit anderen Orten zu vergleichen. Bretagne war dabei vielleicht der gelungenste Vergleich. Die Zeit verging hier ein wenig langsamer.

Normalerweise soll es hier ja ca. 80% der Tage regnen und sehr neblig sein. Ich hatte einen der seltenen Tage erwischt. 

Abends habe ich dann noch versucht das Sonnenuntergangslicht in Castro einzufangen und bin auf kleine Fototour gegangen. Ich hatte wohl noch nicht genug von dem Tag.

Ich kann es nur nochmal wiederholen, irgendwie ist es hier ziemlich gemütlich gewesen.

Die Holzkirche in Castro war die größte und imposanteste von allen.

Einen Tag bin ich dann noch in den Nationalpark Chiloé gegangen. Der Park ist in erster Linie für seine spezielle Baumsorte, die nur hier wächst bekannt. Besonders fotogen ist der Park allerdings nicht.

2014-01-27

Navimag

Es war an der Zeit in Richtung Norden vorzudringen. Dummerweise gibt es in Chile keine durchgehende Straße von Nord nach Süd. Gletscher machen einen Teil Patagoniens unpassierbar. Eine Alternative ist eine dreitägige Fahrt mit der berühmten Navimag. Die Fahrt war zwar ziemlich teuer, aber ich hatte es mir kurz hochgerechnet, wie lange und wie teuer eine Tour über die argentinische Grenze, nach Norden und zurück nach Chile gekommen wäre. Die Alternative war nicht wirklich besser. Insbesondere die Aussicht drei bis vier Tage in Bussen zu sitzen war nicht gerade verlockend. Und auch Flüge waren nicht viel billiger. So habe ich mich für die Fahrt mit der Navimag entschieden. Ein Fährschiff, dass aber auch ca. 50 Passagiere mitnimmt. Ich habe auf gut Glück gerade noch ein Ticket bekommen. Die folgenden drei Wochen waren dann schon ausgebucht. Manchmal strapaziere ich mein Glück aber auch ganz ordentlich. Irgendwie hat es in Patagonien ja doch alles so ziemlich genau so geklappt, wie ich mir das vorgenommen hatte. Darauf kann ich schon auch stolz sein, wenn man sich so anhört, wie lange andere Leute teilweise festsaßen.

Wir waren zu sechst auf dem Zimmer und der eine Franzose hat uns mit einer Flasche Havanna Club empfangen. Beim gemeinsamen Regelbrechen innerhalb der ersten 30 Minuten auf dem Schiff (Alkohol verboten) hat es das Zimmer gleich zusammengeschweißt. Anschließend sind wir auf Deck und haben auf die Abfahrt gewartet. Diese hat sich zwar um geschlagene 6 Stunden verzögert (angeblich zuviel Wind für den riesigen Dampfer), wir wurden aber mit einem schönen Regenbogen über Puerto Natales getröstet. Das macht doch schon was her.

Durch die verzögerte Abfahrt kamen wir an eine enge Stelle in den Fjorden erst in der Dunkelheit an und mussten weitere 6 Stunden warten, bis wir passieren konnten. Somit wurden auch 4 Tage aus dem Trip. Nachdem halb sonnigen und halb verregneten aber sehr windigen Tag beim Checkin, hatten wir erst einmal zwei Tage sehr viel Nebel und Nieselregen. Liebhaber von Grautönen kamen hier auf ihre Kosten. Zwischenzeitlich waren wir ein paar Stunden auf offenem Meer und ich habe nach Walen Ausschau gehalten. Aufgrund meiner Wal-Erfahrung konnte ich auch zur Freude der anderen viele entdecken. Die Wellen hat aber nicht jeder verkraftet. Seekrankheit nennen das manche, wenn man bei dem ersten Schaukeln gleich Wale mit Vorgekautem füttert. Mir hat es gar nichts ausgemacht. Ich hatte vielmehr das Problem, dass die Langeweile mich fast gekillt hat. Aber da saßen wir sprichwörtlich alle im gleichen Boot.

Am vierten Tag hatten wir dann endlich gutes Wetter auf dem Deck und jeder ist rausgeströmt. Ich schmiere mich ja sehr oft mit viel Sonnencreme ein, meistens mehrmals am Tag, aber sobald man auch nur einen kleinen Fehler macht, hat man verloren. Dieser Tag war so einer, wo wir alle reingefallen sind. Mittlerweile weiß ich auch, warum das so krass ist. Die Ozonschicht ist über Südamerika viel dünner als über Europa. Deswegen haben hier alle einen Sonnenbrand, wenn man auch nur einmal kurz nicht aufpasst. Scheiß Ozonloch.

An dem Tag gab es aber wenigstens etwas mehr zu sehen, als die Tage zuvor. Fischkutter zum Beispiel.

Insbesondere die Aussicht auf die Ankunft in Puerto Montt hat motiviert. Vulkanlandschaft vom feinsten hat auf uns gewartet. Ich habe mich aber von der allgemeinen Unternehmungslust anstecken lassen und bin auch gleich am späten Abend noch mit dem Bus weitergefahren, erst einmal wieder in umgekehrte Richtung, ein klein wenig in Richtung Süden.

2014-01-22

Puerto Natales

Nachdem ich also am Ende der Welt war, musste ich mich wieder aufmachen in Richtung Norden. Diesmal wollte ich Patagonien jedoch auf der chilenischen Seite durchqueren und mir die dortigen Attraktionen selbstverständlich nicht entgehen lassen. Der erste Hafen den ich angesteuert habe, war Puerto Natales.

Puerto Natales ist der Ausgangspunkt, um mit Bus und Boot zum Nationalpark Torres del Paine zu gelangen. Das ist der Bruderpark des argentinischen Nationalparks Los Glaciares. Ob großer oder kleiner Bruder, lässt sich vielleicht streiten. Lonely Planet hypt den Park jedoch als den besten in ganz Südamerika. Den Hype konnte ich natürlich nicht an mir vorbeiziehen lassen. Das musste ich mir schon selbst reinziehen.

Was man in dem Park macht ist klar: Man geht auf einen Hike. Ich habe mich für die weltbekannte Standardroute entschieden: Das sogenannte 'W'. Das dauert 5 Tage und nennt sich so, weil die Route, die man läuft, die Form eines W hat. Die einzige Stilfrage dabei war von West nach Ost oder umgekehrt. Der Vorteil im Westen zu starten ist, dass man das Hauptziel, die Torres (die Türme) am Schluss sieht und somit bis zum Ende motiviert ist. Der negative Aspekt dabei ist allerdings, dass sich das Wetter maximal zwei bis drei Tage im Voraus halbwegs vorhersagen lässt. Wenn man im Osten startet, kann man den Start immerhin so legen, dass man bei gutem Wetter an den Torres ankommt. Im Hostel wurde mir jedoch West nach Ost empfohlen und so wollte ich das dann auch machen. Zwei Tage hatte ich gewartet, weil schlechtes Wetter war, dann bin ich losgezogen.

Man kann sich entweder in Refugios einnisten, wenn man zuviel Geld hat, oder aber man leiht sich ein Zelt aus und geht campen. Ich habe mir alles gemietet (Zelt, Isomatte, Gasbrenner, Kochset), Essen für 5 Tage eingepackt (Erdnüsse, Schokolade, getrocknete Früchte, Müsliriegel, Kuchen, Pitas, Spaghetti und Tomatensoße) und habe den Rucksack noch vor der Abreise gewogen: 17,7 Kilo. Damit lag ich ganz gut im Durchschnitt. Ob ich jedoch bereit war für eine fünftägige Tour mit knapp 70 Kilometern und insgesamt vielleicht 2500 Höhenmetern, das wusste ich nicht. Das musste ich rausfinden. Die Landschaft motiviert allerdings auch zum Wandern.

Im linken Flügel des W läuft man geradewegs auf einen Gletscher zu und damit voll in den Wind hinein. Das war gar nicht ohne, da ist es schon schwer gefallen geradeaus zu laufen.

Ich habe einen Specht entdeckt, der sich an einem Baum zu schaffen gemacht hat. Durch die Entdeckung habe ich auch andere Touris glücklich gemacht. Das war schon lustig anzusehen, mit welcher Kraft der Vogel den Baum zerstört hat.

Hier ist also Beweisfoto Nummer Eins: Den linken Teil des W bin ich bis zum Ende gelaufen. Für das Beweisfoto habe ich dann sogar die Mütze abgenommen. Ganz in der Nähe habe ich auch gecampt. Mit meinem eigenen (Sommer-)Schlafsack. Dafür bin ich zwar schon ausgelacht worden, aber den Schlafsack unterschätzen einige, der kann was.

Am zweiten Tag musste man dann erst einmal den linken Flügel des W zurücklaufen und zur Abzweigung des mittleren Teils gehen. Der mittlere Teil führt in ein Tal zwischen zwei Bergketten. Man ist also auf die so einzigartig ausschauenden Berge zugelaufen.

Der Hype um diesen Park ist wirklich gigantisch. Die Campingplätze hatten nicht mehr viel mit Wald zu tun, sondern waren eher reine Zeltstädte. Hunderte von Leuten waren unterwegs. Alle ausgestatten mit Funktionswäsche bis auf die Zähne. Schuhe, Hardshell-Jacken, Trekking-Hosen, Mützen und Raincover für die Rucksäcke sind ja Standard. Manche aber hatten z. B. Handschuhe, die wahrscheinlich mehr als meine Kamera gekostet haben. Im Rüstungswettkampf habe ich auch von neuen Schlafsäcken im Wert von 400 Euro gehört. Mir kam es fast so vor, als gäbe es den Park nur um Goretex zu vermarkten. Die reinste Materialschlacht. Wenn man dann die ganzen bis oben ausgerüsteten Leute auf einem Haufen gesehen hat, war das schon ein lustiger Anblick.

Den dritten Tag läuft man dann also den mittleren Teil des W hinein und auch wieder heraus. Der Vorteil dabei: Man braucht den Rucksack nicht mitschleppen. Der Blick auf das Tal war ganz nett.

Hier ist das zweite Beweisfoto: Ich inmitten der Bergkette. Auch dafür habe ich meine Mütze gezogen.

Am dritten Tag konnte man anschließend noch ein kleines Stückchen weiter in Richtung Osten laufen. Somit musste man immerhin nicht zweimal auf dem gleichen Campingplatz übernachten. Hier sieht man mich also mit meinem geliehenen Zelt, meiner zum Trocknen aufgehangenen Wäsche und der überragenden Landschaft. Angeblich soll es hier ja eine große Puma-Population geben. Eine Backpackerin schwört sogar, einen gesehen zu haben. Die lassen sich normalerweise aber nicht blicken, die sind viel zu scheu. Kein Wunder bei der Masse an Touris, die hier entlangkommen. Da würde ich mich auch nicht blicken lassen. Ich hätte aber auch gerne einen gesehen, dass muss ich ja schon gestehen.

Nicht immer sah der Weg so großartig einfach aus. Man konnte wirklich sehen, dass der Park unter der Masse an Touristen leidet. An vielen Stellen war der Weg eine Art Bach und neue Trails sind rechts und links davon entstanden. Viele Schlammgruben sind entstanden. Teilweise war das dann auch gar nicht so einfach zu laufen.

Der vierte Tag hat motiviert wie man es kaum beschreiben konnte. Es war zwar die längste Etappe und ging permanent bergauf, aber man konnte zum Basecamp an den Torres kommen (hinter diesem Tal). Ich bin so früh losgelaufen (7:30 Uhr), dass ich schon um 15:00 Uhr mein Zelt dort stehen hatte. Weil das Wetter gut war, habe ich mich entschlossen, das letzte Stück vorzuziehen und nicht erst am nächsten Tag zu machen.

Die Entscheidung war goldrichtig: Ich konnte die Torres (die Türme) in ihrer vollen Pracht sehen. Am nächsten Tag hat es morgens geregnet. Spätestens da hatte sich die Entscheidung dann als richtig herausgestellt. Den Rückweg kann man auch im Regen laufen, aber das hier, hätte ich ungern verpassen wollen. Einfach überragend dieser Ort.

Da ist also das Beweisfoto Nummer Drei: Ich an den Torres del Paine. Meine Haare hatten vier Tage kein Shampoo gesehen, meine Füße hatten schon über 60 Kilometer in den Beinen. Alleine an diesem Tag bin ich fast 20 Kilometer mit über 800 Höhenmetern bergauf gelaufen. Mein Fleece hatte vier Tage Dauerschweiß in sich aufgesaugt und ich habe den Geruch beim Anblick des Fotos immer noch in der Nase. Die Erschöpfung kann man mir ganz gut im Gesicht ablesen. Das Gefühl jedoch, anschließend an so einem Ort anzukommen ist unbeschreiblich. Mit Verachtung habe ich auf die ganzen Touristen geblickt, die auf einer Tagestour unterwegs waren und noch genügend Kraft fürs Posing (Jump-Pictures) hatten. Ich bin lieber unter den Leuten geblieben, die einfach nur entspannen wollten, weil sie gerade den letzten Teil des W geschafft hatten. Das hat sich enorm gut angefühlt.