2014-04-26

Begegnungen eines Backpackers IV

Wie ich spannende Leute treffe, kann ich mittlerweile schon ganz gut beeinflussen. Man muss einfach nur zu den richtigen Orten gehen und die richtigen Leute ansprechen. Hört sich einfach an, ist es auch. Alleine schon die Wahl der Hostels macht einen riesigen Unterschied. In dieser Beziehung habe ich vielleicht auch am meisten über mich selbst gelernt. Je größer das Hostel, desto schlechter komme ich in Kontakt mit anderen Menschen, weil ich immer eine Ecke für mich finde, in der ich mich isolieren kann. Dazu kommt dann, dass in großen Hostels auch die großen Reisegruppen absteigen, die sowieso nicht allzu sehr daran interessiert sind mit anderen Leuten in Kontakt zu kommen, weil sie ohnehin ständig genug Leute um sich herum haben. Außerdem geht es hier meistens nur ums Nachtleben und um Alkohol. Ist das Hostel hingegen klein und familiär, bin ich nach zwei Tagen mit allen befreundet. Dort kann man sich einfach nicht aus dem Weg gehen. Dort sind dann auch die Leute, die ähnlich wie ich eher an einem tiefen Gespräch, als an einer Partynacht mit Rausch interessiert sind. Dort kann man abhängen, dort kann man Begleitung für seine Unternehmungen finden. Anfangs habe ich die Wahl eines Hostels noch sehr stiefmütterlich behandelt. Nach einer längeren Zeit alleine jedoch habe ich gemerkt, wie hilfreich und angenehm ein klein wenig Recherche in dieser Beziehung sein kann.

Oskar

Ein Schwede auf der Suche nach Ayahuasca. Sein Ziel war es drei Monate in den Dschungel zu fahren, um sich mit diesem neuerdings sehr stark in Mode gekommenen berauschenden Drink vollzupumpen und im Rausch Antworten zu finden. Nach einem Monat hatte er seine Antworten allerdings schon gefunden und genug vom Zaubertrunk gehabt. So habe ich ihn dann im Großstadtdjungel getroffen. Was für ein Kontrast zum Dschungel. Er hat aber auch einen sehr zufriedenen Eindruck auf mich gemacht und inmitten der ganzen Hektik eine Insel der Ruhe dargestellt. Ganz offensichtlich hat Ayahuasca doch einen starken Einfluss auf ihn gehabt...

Nikolas

Ein Belgier im fortgeschrittenen Alter. Er arbeitet genau sechs Monate im Sommer eines jeden Jahres und reist die anderen sechs Monate auf der Südhalbkugel umher. Das funktioniert, weil er sich einen Skateboardladen mit einem Freund teilt. Der arbeitet dann die sechs Monate im Winter. Damit das eingenommene Geld auch für ein halbes Jahr Reise reicht, lebt er nach wie vor im Haus seiner Eltern mietfrei und lässt sich durchfüttern. Wenn er dann die verschiedensten Länder der Welt abklappert, ist er immer auf den lokalen Märkten unterwegs, wo man einfach alles kaufen kann. Er sucht dann Skateboards aus den 70ern und 80ern, die er in Europa als Sammlerstücke für einen Haufen Geld verkaufen kann...

Dennis

Ein Russe, der mir als Minenarbeiter vorgestellt wurde, als ich einen Kaffee trinken war und sein einheimischer Kollege mich angelabert hat. Nach einer ausgiebigen Unterhaltung auf Spanisch hat er mich am Ende gefragt, ob ich auch auf Spanisch lesen könnte. Selbstverständlich kann ich das und er hat mir im Folgenden ein Buch geschenkt, das er selbst geschrieben hat. Als Erinnerung und als Inspiration ist das Geschenk gedacht. Nach seinem Studium antiker Kulturen in Kanada, hat es ihn nach Südamerika verschlagen um die Kulturen von vor der Inka-Zeit zu untersuchen. Dabei hat er dann das Buch geschrieben. Das kann ich zumindest dem Klappentext entnehmen. Wie er es im Folgenden zum Minenarbeiter gebracht hat, weiß ich leider nicht...

Mefta

Ein Franzose mit algerischen Wurzeln, der auf einer größeren Reise unterwegs ist. Er war in Afrika, ist jetzt in Südamerika und will anschließend nach Asien. Auf jeden Fall will er nach Papua Neu-Guinea, weil dort sonst niemand hinreisen würde. Da ich schon dort war und wir so super ins Gespräch kamen, waren wir uns gleich sehr symphatisch. Wer sonst will schon nach Papua Neu-Guinea außer coolen Leuten. Wir haben uns Ewigkeiten über das Reisen an und für sich und die Lektionen daraus unterhalten. Nachdem ich ihm viel von Papua Neu-Guinea erzählt habe, hat er mir seinen Trip quer durch Afrika ans Herz gelegt. Es ist in etwas auch die Route, die ich auch schon mal überlegt hatte, die er dort abgefahren ist. Er meinte, nachdem wir uns lange unterhalten haben, dass er mich nun schon gut genug kennen würde, um zu wissen, dass ich das Reisen in Afrika lieben würde. Das steht jetzt auf meiner Liste noch ein Stückchen weiter oben...

Wilfried

Ein Lehrer aus dem Schwabenland, der seit diesem Jahr in Rente ist. Dadurch hat er jetzt also Zeit, um sich Teile der Welt anzuschauen, die er schon immer mal sehen wollte, wie zum Beispiel Peru. Er hatte glaube ich gerade die Magie längerer Fernreisen entdeckt und war deswegen von meinem Trip sehr beeindruckt. Außerdem meinte er, dass ihm meine reflektierende Art gefallen würde. Das würde ihn an sich selbst erinnern. Eigentlich wollte er auf den Inka Trail gehen und hatte auch schon eine Reservierung. Kurz vor seiner Reise ist jedoch eine alte Verletzung an seinem Knie wieder aufgebrochen und hat sich rapide verschlimmert. Das hat ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Probleme mit meinen Knien hatte ich ja auch schon, danach hören die Gemeinsamkeiten aber auf. Ich hatte ihm erzählt, dass ich vor der Reise sogar mein Fahrrad verkauft habe. Er hat mir erzählt, dass er vier Fahrräder hat...

2014-04-25

Guayaquil


Mein weiterer Weg hat mich nach Guayaquil an der Küste geführt. Pralle Sonne und hohe Luftfeuchtigkeit haben mir den Rest gegeben, ich wäre am liebsten direkt wieder zurück in die Berge gefahren.

Auf zwei der Hügel von Guayaquil sind die Häuser in bunten Farben angemalt. Von weitem sieht das auch ganz nett aus, ich wollte mir das aus der Nähe anschauen, wurde aber gleich von ein paar Locals zurückgewunken. Ich solle in diese zwei Viertel besser nicht reinlaufen, das Risiko wäre zu groß. Gesagt, getan, ich bin umgedreht.

Das einzige was mir blieb, waren die von der Polizei streng bewachten Viertel in der Nähe des Zentrums. Das war mir aber ein bisschen zu viel heile Welt, das hat mir nicht so sehr gefallen.

Letztlich bin ich ja ohnehin nur nach Guayaquil gekommen, weil ich schon vor langer Zeit einen Flug von hier zu ein paar weltbekannten Inseln gebucht hatte. Das stand jetzt an und ich habe mich riesig darauf gefreut.

2014-04-24

Cuenca


Mein erster Halt in Ecuador war die Kolonialstadt Cuenca.

Ein bisschen Rumschlendern und Ausspannen tat mir nach ewiger Fahrt ganz gut. Ich bin recht planlos durch die Innenstadt gelaufen. Das hat dann auch schon gereicht, um wieder neue Unternehmungslust zu gewinnen.

Mal wieder ein schönes Graffiti.

Am nächsten Tag habe ich mich zum Nationalpark Cajas gemacht, um hier einen schönen Tagestrip zu unternehmen.

Der Park ist eine Art Moor. Mit mehreren kleinen Seen und kleineren Hügeln durchzogen, ist die Landschaft ungemein schön und wundervoll zum Wandern. Dazu kam, dass ich vollkommen alleine unterwegs war.

Die Wege sind zwar markiert, aber durch den Regen der letzten Tage waren sie kaum von der Umgebung zu trennen. Ich war auf dem rosa Weg unterwegs und habe ihn nach zwei Stunden verloren, dafür aber den blauen Weg gefunden. Folglich bin ich den blauen Weg weitergelaufen, habe aber auch diesen nach gut 1,5 Stunden wieder verloren und bin schließlich irgendwie wieder auf den rosa Weg zurück gekommen. Die beiden Wege verliefen in etwa parallel. Letztlich war es mir auch vollkommen egal, auf welchem Weg ich zurück zur Straße gekommen bin, es ging ohnehin nur darum, den Gesamteindruck von diesem Park zu gewinnen.

Der Tag hatte sich vollkommen gelohnt und dass es Lamas sogar in Ecuador, in Äquatornähe gibt, wusste ich vorher auch nicht. Wieder etwas gelernt.

2014-04-23

Odyssee II

Von Huaraz aus, musste ich schnell nach Ecuador kommen, weil ich dort in ein paar Tagen einen Termin hatte. Ich musste also Zeit gewinnen. Als ersten Schritt habe ich einen Nachtbus nach Trujillo genommen. Geschlafen habe ich eigentlich ganz gut, bis mitten in der Nacht der Fahrer ins obere Deck kam und nach ein paar Männern gefragt hat. Der Bus hat gestanden. Viel mehr habe ich nicht verstanden, weil ich bei meinem Spanisch mich doch immer konzentrieren muss, um zumindest den Kontext zu verstehen. Im Halbschlaf war das unmöglich, aber ich konnte immerhin die Entscheidung treffen, weiterzuschlafen. Das habe ich dann auch nach ein paar Sekunden gemacht.

Am nächsten Tag habe ich mir von der Spanierin, die neben mir saß, die Geschichte erzählen lassen. Unser Bus ist wohl mitten in der Nacht kaputt gegangen und der Fahrer wollte den Bus reparieren. Da wir uns allerdings in einer angeblich sehr gefährlichen Gegend befunden haben, wo öfters Raubüberfälle passieren, wollte er, dass sich ein paar Männer draußen platzieren und aufpassen. Er wollte quasi Präsenz zeigen, während er den Bus repariert. Es muss ein größeres Drama gewesen sein, mit mehreren heulenden Frauen und einer Menge Anspannung. Gut das ich das alles verschlafen habe. Höchstwahrscheinlich wäre es sowieso keine gute Idee gewesen, wenn ein goldblonder Tourist vor dem Bus gestanden hätte. Bei Raubüberfällen ist das ja eher ein Lockmittel als eine abschreckende Präsenz. Ich habe richtig gut geschlafen und hatte zwei Stunden mehr als erwartet. Das war nämlich die Zeit, die wir aufgrund unseres unplanmäßigen Aufenthalts länger gebraucht haben.



In Trujillo hatte ich quasi den ganzen Tag Zeit, mir die Ruinen in der Nähe anzuschauen. Das habe ich auch gemacht und ich habe mich dabei richtig überraschen lassen, von der Größe diesen Hinterlassenschaften einer Vor-Inka-Kultur. Ganze Städte sind die dort am ausgraben.

 Vielleicht ist das in 10 bis 20 Jahren ein richtiger Touristenmagnet. Im Moment ist es eher noch unbekannt. Ich war wirklich überrascht und kann eigentlich auch jedem nur empfehlen, in Trujillo einen Zwischenstop zu machen, wenn man ohnehin auf dem Weg durch Nordperu vorbeikommt. 

Über die Epochen haben sich die Stile verändert und es war wohl auch mehr als nur eine Kultur am Werk.

Die Ruinen waren recht kurzweilig. Ein guter Zeitvertreib für einen Tag.

Auch zum Strand von Huanchaco habe ich es noch kurz geschafft. Dann hat sich der Tag dem Ende zugeneigt.

Die zweite Nacht

Von Trujillo bin ich am gleichen Abend dann auch wieder weitergefahren. Die zweite Nacht in Folge in einem Nachtbus. Das Ziel hieß Piura und diesmal gab es keine Aufregungen während der Nacht. Von Piura wollte ich dann morgens noch einen Bus nach Loja, über die Grenze nach Ecuador nehmen. Das Terminal habe ich gefunden und das Ticket gekauft. Dann aber hieß es kurz vor Abfahrt, dass der Bus nicht wie ursprünglich geplant um 9:30 Uhr fahren würde und ich stattdessen erst um 13:00 Uhr fahren könnte. Wie ich dann später herausgefunden habe, hatte der Bus, der morgens fahren sollte, einen Unfall mit einem Lastwagen und musste somit zur Reparatur gebracht werden. Ich sage mal, dass der Unfall zum Glück nicht passiert ist, während ich im Bus saß. Wartezeit kann man sich ja irgendwie um die Ohren schlagen.

Meine erste Idee war ein Internetcafe. Dummerweise ist nach 5 Minuten der Strom in der ganzen Stadt ausgefallen und ich musste mir eine andere Beschäftigung suchen. Meine zweite Idee war, mir etwas zu Essen und zu Trinken zu kaufen. Ich hatte ohnehin nur ein kleines Frühstück gehabt. Hier bin ich aber daran gescheitert, dass ich mein ganzes peruanisches Geld schon ausgegeben hatte. Ich wollte ja über die Grenze. Dann dachte ich mir, ich könnte mir ja einfach 10 Euro abheben gehen. Das wiederum wäre jedoch nur dann möglich gewesen, wenn die Geldautomaten auch Strom gehabt hätten. Kurzum: Ich konnte nichts machen, außer zu warten. Ich saß in der prallen Sonne, die jede Minute stärker geknallt hat, hatte Hunger, war nicht ausgeschlafen und vor allen Dingen nichts zu tun. So wird man dann leicht gereizt. Das sind die schwierigen Momente auf so einer Reise. Da lernt man am meisten über sich selbst.

Die dritte Nacht

Irgendwann hatte ich es dann geschafft und saß im Bus. Nach knappen 9 Stunden bin ich spät abends in Loja in Ecuador angekommen. Da es in Loja jedoch nichts touristisch Interessantes gibt, wollte ich nach Cuenca weiter und erst dort einen Zwischenstop machen. Ursprünglich hätte ich es an diesem Tag schaffen wollen, dort anzukommen. Mit der ausgefallenen Busfahrt, konnte ich erst um Mitternacht einen Anschluss bekommen. Das hatte immerhin gerade noch gereicht, um mir ein Abendessen am Terminal zu kaufen. Der Transfer nach Cuenca dauerte 4 Stunden und ich kam also um 4 Uhr morgens dort an. Die Spanierin, hatte genau den gleichen Plan wie ich und war in all den gleichen Bussen wie ich. Auch bei ihr war der Grund ein Zeitproblem. Wir haben uns dann ein Hostel rausgesucht, wollten aber noch warten bis 6 Uhr. Wenn man vor 6 Uhr kommt, muss man meistens noch die Nacht zahlen. Das wollten wir vermeiden. Außerdem galt Cuenca bei Nacht als unsicher. In den Terminals passiert jedoch eher nichts, dort ist die Polizei präsent. So haben wir dann also weitere 2 Stunden am Terminal gewartet. Das war richtig hart. Nach drei Nächten in Folge in Nachtbussen (persönlicher Rekord) war ich komplett unausgeschlafen. Da ich natürlich auch keinen Zugang zu Duschen hatte, habe ich gestunken und meine Kleidung hat geklebt. Es war eine der längeren Fahrten, die ich ohne Stopp gemacht hatte, aber letztlich hat auch diese Odyssee wieder irgendwie geklappt.

2014-04-14

Huaraz


Ich war nur ganz kurz in der Wüste und in einer Großstadt, aber eines war ganz schnell klar: Ich wollte wieder in die Berge. Was für ein Glück, dass da auf der Route noch ein Ort namens Huaraz lag, dessen guter Ruf weit vorauseilte. Hier wollte ich wieder aufschlagen und die Anden erkunden. Hier habe ich mich lange drauf gefreut.

Schaut man sich die Wolken an, erkennt man, dass dies nur zum kleinen Teil Wolken sind und zum größten Teil die Cordillera Blanca (das weiße Gebirge). Das hat doch gleich Lust auf mehr gemacht. Nichts wie raus in die Natur.

Der Grund, warum ich mich so lange auf Huaraz gefreut hatte ist, dass man hier den bekannten Santa Cruz Trail hiken kann. Der 4-Tagestrip gilt als einer der schönsten in ganz Südamerika. Das war einer der großen Dinge, die ich von Anfang an auf meiner Liste hatte. Keine Frage, ich war schon wieder (bzw. eigentlich immer noch) in Hiking-Laune.

Man startet ganz tief in einem Tal an einem Flusslauf und läuft langsam aber beständig nach oben. Immer dem Tal folgend. Es hat die letzten Tage viel geregnet und der Weg war an einigen Stellen nicht existent bzw. vom Wasser weggespült. Verlaufen konnte man sich trotzdem kaum, denn links wie rechts war das Tal von steil aufragenden Bergen begrenzt. Man musste einfach nur schauen, wie man sich hier seinen eigenen Weg ausfindig macht.

Langsam aber sicher, haben sich dann auch die ersten schneebedeckten Gipfel in der Ferne gezeigt. Was für eine Landschaft. Es war so friedlich. Hier im National Park war man ganz weit weg von der Hektik des normalen Lebens. Selbst anderen Gruppen ist man kaum begegnet. Das ist der Vorteil, wenn man in der Nebensaison zu einem Platz wie diesem fährt, der nicht unbedingt bei allen Backpackern auf der Liste steht. Diejenigen, die kommen, sind allerdings ausnahmslos begeistert.

Neben dem Transport am ersten Tag, sind wir noch ungefähr 6 Stunden gelaufen. Das war ein guter Start in den Trail und wir sind sogar weiter gekommen, als das geplant war. Wieder einmal habe ich eine harmonierende Gruppe erwischt. Wir hatten alle ein ganz ordentliches und gleichmäßiges Tempo drauf. Unser erstes Camp macht doch einen ganz ansprechenden Eindruck. Gegen Abend wurde es dann richtig kalt. Wir haben uns zum Aufwärmen im Küchenzelt verkrochen. In so einer kleinen Gruppe (4 Personen) schweißt eine solche Unternehmung auch immer schön zusammen.

Am nächsten Morgen ging es dann fröhlich weiter. Immer dem Tal folgen. Immer weiter nach oben.

Über meine Wanderstöcke war ich enorm froh. Die helfen richtig viel und waren ja jetzt auch schon Inka Trail erprobt.

Wir waren auch am zweiten Tag gut unterwegs und unser Guide hat uns deswegen einen zusätzlichen Abstecher empfohlen. Es ging zu einer Lagune und mir wurde im Vorfeld Patagonien-Feeling versprochen. Das war tatsächlich der Fall. Ein See, der von Gletscher-Eis gespeist wird. Das hatte Ähnlichkeiten mit dem von mir so sehr geliebten Patagonien. Das Wetter war ebenfalls Patagonien-like. Auch dieser Gletscher hat krachende Geräusche gemacht. Immer wieder schön solche Naturgewalten hautnah zu erleben. 

Ich habe jetzt zwar schon mehr als 10 Gletscher auf dieser Reise gesehen, aber ich bin immer wieder aufs Neue fasziniert.

Der hier leicht von den Wolken verdeckte Gipfel, ist der berühmte Berg aus dem Paramount Logo. Wer es nicht glaubt, kann gerne ein Bild aus dem Internet dagegen halten.

Es war ein recht langer Weg durch den Sand, den wir gehen mussten. Größtenteils ist diese Landschaft einen gigantischen Erdrutsch vor drei Jahren zu verdanken. Diese Aussicht konnte wir aber auch nur genießen, weil wir den zusätzlichen Abstecher zur Lagune gemacht haben. Ich finde das wunderschön.

Die Generalspose habe ich einigermaßen drauf.

Wieder so ein Fall, wo der Weg mehr einem Fluss glich und man sich einen eigenen Weg finden musste.

Am Zeltplatz angekommen, stand mein Zelt schon. Was für eine Lage. Hier wird einem aber auch alles abgenommen. Selbst unser Gepäck mussten wir nicht tragen, nur einen Daypack mit Snacks, Wasser, Sonnencreme und Kleidung zum Überziehen. Der Rest wurde auf Esel geschnallt. Die waren im Preis inbegriffen.

Kaum am Zeltplatz angekommen, kam ein Hagelschauer auf. Wir haben uns erneut im Küchenzelt verkrochen und gefreut, dass wir nach gut 9 Stunden pünktlich zum Hagelschauer den Zeltplatz erreicht hatten. Dabei sind wir nicht nur den Abstecher zur Lagune gelaufen, sonder auch diesmal wieder ein Stückchen weiter, als ursprünglich vorgesehen.

Der dritte Tag stand an und es ging immer weiter nach oben. Der Blick zurück war gigantisch. Noch weit hinter dem See, den wir ja erst am zweiten Tag erreicht haben, sind wir gestartet. Wir waren dem Pass sehr nahe.

Mittlerweile war es richtig kalt geworden. Um die Handschuhe kam ich nicht drum herum.

Den Pass haben wir im Schneeregen erreicht. Unser Guide erzählte uns noch, dass dieser Pass genau die Mitte der Anden darstellen würde und somit die Hälfte des Wassers in den Atlantik und die andere Hälfte in den Pazifik fließen würde. Eine komische Vorstellung war das, als ich mich dort habe beregnen lassen.

Der Abstieg auf der anderen Seite sollte den größten Teil des dritten Tages in Anspruch nehmen und es war richtig schwierig. Das ein oder andere Mal bin ich weggerutscht. Dabei konnte ich mich allerdings bis auf ein Mal immer auf meinen Wanderstöcken abstützen.

Anschließend ging es dann auf der anderen Seite des Gebirges durch ein Tal. Diesmal beständig nach unten, aber auch hier war der Weg teilweise versumpft. Meine Wanderschuhe, die in der Zwischenzeit schon bei zwei Schustern geflickt wurden (und nun auch schon zum dritten Mal eingerissen sind, wieder an einer anderen Stelle) sind auch nicht mehr ganz wasserdicht. An diesem Tag hatte ich gegen Ende mit diesem Umstand zu kämpfen.

Tag 4 war nur noch ein kurzes Hiking zur Transportstelle. Dort haben wir dann nach erfolgreichem Beenden des Santa Cruz auch unser Gruppenfoto geschossen (die beiden Mädels sind aus Frankreich, der Kollege neben mir aus Israel, hat aber drei Jahre lang in Berlin gelebt). Im Grunde finde ich das besser, wenn die Gruppenfotos erst gegen Ende gemacht werden, dann ist die Stimmung meist viel gelöster und nicht so distanziert.

Der Transport zurück war eine Geschichte für sich. Dazu die Frage: Wie viele Menschen passen in einen solchen Kleintransporter, wenn sie entweder Rucksäcke vom Wandern mitbringen, oder gerade auf dem Markt säckeweise Gemüse eingekauft haben? Ein kleiner Hinweis: Ein Teil der Ladung konnte auf dem Dach befestigt werden. Die Antwort: Wir haben mit 23 Leuten in dieser Karre Platz gefunden. Besonders komfortabel habe ich zwar nicht gesessen, aber die knapp vier Stunden habe gehen auch ganz schnell vorbei, wenn man glücklich über das Geschaffte ist.

Auch mit dem Transporter mussten wir über einen Pass drüber. Dort durften wir kurz aussteigen, um Fotos zu machen. Was für eine Landschaft. Danach sind wir dann die Straße rechts im Hintergrund runtergefahren.

Auch der Gletscher am höchsten Berg hat mich wieder einmal beeindruckt. Ein Gigant.

Während der Fahrt kamen wir dann noch an zwei Seen vorbei. Die Straße ist rechts unten zu sehen. Auch schön.

Ich hatte aber selbst nach dem Santa Cruz Trail noch lange nicht genug. Ich habe mir stattdessen die zwei beliebtesten Eintagestouren rausgesucht und an den beiden folgenden zwei Tagen direkt drangehängt.

Bei dem erste Trip ging es zu komischen, riesigen Pflanzen aus der Ananas-Familie.

Irgendwie waren die Gewächse schräg. Sie brauchen aber auch etliche Jahre, um so groß zu werden.

Das Ziel lag auf 5000 Metern Höhe, wo ich mich erneut in einer Mischung aus Hagel und  Schneeregen wiedergefunden habe. Bei dem starken Wind, haben sich die Hagelkörner wie Geschosse angefühlt.

Wir sind zum Gletscher Pastoruri gewandert. Das Besondere hierbei war, dass man ganz nah ran konnte.

Am meisten beeindruckt hat mich allerding der zugefrorene Gletschersee davor. Das war auch wieder etwas einzigartiges.

Ich kenne die beiden nicht, weiß nicht wie sie heißen oder wo sie herkommen, aber sie wollten ein Foto mit mir machen.

Ich muss aufhören, diese Fotos mit ausgestreckten Armen zu machen, die sind bescheuert.

Den zweiten Tagestrip habe ich zu den Lagunen unternommen, die ich schon aus dem Kleintransporter von oben sehen konnte. Anfangs war das Wetter auch noch prächtig, das hat einen ganz anderen Eindruck verschafft.

An diesem Tag stand ein sechsstündiger Hike mit 700 Höhenmetern auf dem Programm. Das Ziel, eine andere Lagune.

Beeindruckend, wie die schneebedeckten Gipfel aus den Wolken herausragen. 

Die Lagune 69 habe ich erreicht. Die Farbe war aufgrund der dort vorherrschenden Mineralien grell türkis. Stark.

Huaraz hat mich mächtig beeindruckt. Nach sechs Tagen im Nationalpark, habe ich es auch richtig genossen, mal einen Tag die Beine hochzulegen. Was für eine Landschaft. Nicht nur, dass Santa Cruz alles gehalten hat, was ich mir davon versprochen habe, sondern auch die beiden eintägigen Ausflüge waren spitze. Dazu diese gemütliche Atmosphäre. Ich will eines Tages wiederkommen. Dann mache ich den achttägigen Hike Huayhuash, der erst vor ein paar Jahren erschaffen wurde, aber so langsam berühmt wird. Hätte ich vorher davon gewusst, hätte ich mir mehr Zeit für diesen wundervollen Ort genommen, aber ich musste leider weiter, meine Zeit hat gedrängt. Nächstes Mal eben.