2014-05-29

Santa Marta


Live-Musik auf der Dachterrasse meines nächsten Hostels in Santa Marta. Hier wollte ich für längere Zeit eine Basis aufschlagen, um zu meinen letzten größeren Unternehmungen zu starten.

Auf meinem Plan stand ein letzter größerer Mehrtages-Hike. Ich bin in den letzten Monaten viel abgelaufen: In Patagonien und den Anden, ich habe in Refugios und in Zelten übernachtet, bin mit und ohne Guides gelaufen, sogar in Gummistiefeln habe ich mich auf den Weg gemacht. Was mir aber noch gefehlt hat, war ein Djungel-Trail, bei dem man in Hängematten übernachtet. Da kam mir die verlorene Stadt (Ciudad Perdida) gerade recht. Eine alte Ruine in den Tiefen des Djungels, die man nur zu Fuß erreichen kann. Ich habe mich lange Zeit auf diesen Trail gefreut.

Gleich am ersten Tag wurde man richtig gefordert. Nach dem Transport und einem Mittagsessen, ging es in der Mittagszeit bei unglaublicher Hitze und Schwüle los. Zu allem Überfluss stand ein zweieinhalbstündiger Aufstieg auf dem Programm. Hinter jeder Kurve habe ich die Spitze vermutet, jedes mal gab es eine weitere Windung. Der Aufstieg war bei diesen klimatischen Bedingungen ein einziger Graus.

Drei Liter Wasser hatte ich mitgenommen und komplett auf diesem Aufstieg in mich reingeschüttet. Trotzdem war ich oben komplett dehydriert. Immerhin gab es als erste kleine Belohnung Wassermelonen für uns. Die Früchte hier in Kolumbien sind ohnehin um Klassen besser als gewohnt, bei solchen Unternehmungen schmecken sie jedoch nocheinmal besser. Auch die Mangos, Ananas, Bananen und Orangen, die wir im Laufe des Trails bekommen haben, sind geradewegs verschlungen worden von uns. Besser geht es kaum.

Am zweiten Tag standen knapp 8 Stunden stetiges Auf und Ab auf dem Programm. Davon hat es ungefähr 7 Stunden geregnet und zwar so richtig, wie es im Regenwald halt regnet. Es war eine Rutschpartie an vielen Stellen. Unglaublich fordernd dieser sumpfige, aufgeweichte Untergrund. Selbstverständlich waren wir komplett durchnässt und ich bin permanent in Pfützen in meinen Schuhen gelaufen. Das hatte jedoch einen kleienn Vorteil. Wir mussten gegen Ende zweimal einen Fluss durchqueren und sind einfach in unseren Schuhen durchgelaufen. Die standen ohnehin komplett unter Wasser. Der Fluss war aufgrund des vielen Regens jedoch hüfttief und reißend. Vor zwei Jahren ist bei diesen Bedingungen ein Mensch gestorben. Einen falschen Schritt wollte man hier nicht machen.

Unser Guide war von der lokalen Community und hat uns am dritten Tag viele Dinge gezeigt, die wir mit einem anderen Guide wahrscheinlich nicht gesehen hätten. Der dritte Tag war ohnehin der spannende. Hier stand Ciudad Perdida auf dem Plan und das Wetter hat mitgespielt. 

Nach einer weiteren Flussüberquerung, lagen 1200 Stufen vor uns. Nichts wie hoch.

Die verlorene Stadt erstreckt sich über mehrere Siedlungen auf dem Weg nach oben. Zuerst kommen die Wächterhäuser, dann die Versammlungshäuser, dann Wohnsiedlungen und später das kulturelle Zentrum. Dazwischen lag immer der Urwald und die Treppenstufen. Diese langgestreckte Architektur macht Ciudad Perdida vielleicht nicht so fotogen wie andere Ruinen, die Magie war jedoch sensationell. 

Ich habe Ciudad Perdida geliebt. Die ganzen Anstrengungen haben sich in kürzester Zeit entladen.

Nach den ersten Vorstätten habe ich die Beine auch kaum noch gespürt. Die Haupttreppe habe ich im Sturm genommen.

Die Ruinen sind Terassenförmig angeordnet. Konstruiert wurden die Terassen der Legende nach durch eine Bitte an den Gott des Blitzes und des Donners, der den Stein gesprengt und so angeordnet hat. Macht Sinn.

Es gibt nicht viele, die an diesen Ort kommen. Das liegt zum einen daran, dass Kolumbien lange Zeit abgeschottet war und somit auch Ciudad Perdida nicht so bekannt ist, wie es sein müsste. Zum anderen liegt das sicherlich auch daran, dass es nur eine beschwerliche Art der Anreise gibt. Wir waren eine kleine Gruppe, die diesen magischen Ort komplett für sich hatte. Wahnsinn.

Die verlorene Stadt, ich habe sie gefunden. Wo genau sie liegt, sage ich aber nicht. Der Legende nach wurde hier viel Gold in den Grabstätten gefunden und der erste, der sie entdeckt hat, hat seinen neuen Reichtum in einer Bar gefeiert und im angeheiterten Zustand sein Geheimnis geteilt. Kurz darauf ist er mysteriöserweise gestorben. Sein Nachfolger hatte das gleiche Schicksal erleidet. Wer Ciudad Perdida erleben will, muss schon selbst auf Suche gehen.

Unser Guide hat uns zu seinem spirituellen Oberhaupt mitgenommen. Früher sah es wohl auf den ganzen Ruinen so ähnlich aus. Häuser aus diesem Stil waren auf den verschiedenen Terassen zu finden.

Das obligatorische Gruppenfoto. Wir konnten wählen, ob wir den Hike in vier oder in fünf Tagen machen wollten. Der Unterschied lag darin, wie schnell wir den Rückweg bewältigen wollten. Ich war erst auf der fünftägigen Tour gebucht, habe dann aber festgestellt, dass ich so das Champions League Finale verpassen würde. Das wäre natürlich eine Katastrophe gewesen und ich habe dem Guide erzählt, dass es sehr, sehr wichtig sei, dass ich auf die viertägige Tour wechseln müsste (und es war ja auch wirklich wichtig). Glücklicherweise war diese Tour in Südamerika, wo alles ein bisschen unkomplizierter abläuft. Es war kein Problem, dass ich mich plötzlich der viertägigen Tour angeschlossen habe. Da ich ohnehin einer der fitteren Kerle in der Gruppe war, bin ich mit fünf anderen dann innerhalb von 1,5 Tagen den gleichen Weg zurückgelaufen. Das war aber auch in Ordnung, weil wir diesmal perfekte Bedingungen hatten.
Einen Tag habe ich mich in Taganga herumgetrieben. Das ist ein kleines Fischerdorf in der Nähe von Santa Marta und wird aufgrund von seiner beschaulichen Lage gerade von Touristen überschwemmt. Hier habe ich zum ersten Mal in Kolumbien richtig gespürt, dass das Land dabei ist sich zu verändern und dass das in den nächsten Jahren wahrscheinlich in exorbitanter Geschwindigkeit so weitergehen wird. Da kann ich wirklich froh sein, dass ich dieses Land noch einigermaßen unberührt erleben durfte.

Weiterhin gab es in der Nähe von Santa Marta noch den Nationalpark Tayrona, ein Paradies an der Karibikküste. Nach zweistündigem Transfer musste man noch ungefähr zwei Stunden vom Eingang durch den Djungel hiken, bis man an Traumstränden ankam, wo ich nochmal drei Tage abhängen wollte. In diesem Aussichtsturm konnte man sich Hängematten für die Nacht buchen, was ich dann natürlich auch gleich gemacht habe.

Der Blick von oben. Hier lässt es sich doch noch ein wenig die Zeit bis zur Heimkehr vertrödeln.

Das Foto könnte man 'Sonnenuntergang im Paradies' taufen. Ich sehe das symbolisch.

Nur an ausgewählten kleineren Buchten konnte man schwimmen. Die größten Abschnitte waren nicht fürs Schwimmen gemacht, weil es gefährliche Unterwasserströmungen gab, die schon mehr als 200 Menschen das Leben gekostet haben. Ich habe das genutzt und bin die einsamen Strände in meiner Einsamkeit entlang spaziert.

Den Sonnenaufgang konnte ich von meiner Hängematte aus beobachten. Die Symbolik hinter dem Sonnenaufgang verstehe ich allerding noch nicht.

2014-05-24

Cartagena

Eine weitere Kolonialstadt lag auf meinem Weg. Cartagena gilt aber gemeinhin als die vielleicht beeindruckenste.

Ich war gespannt. Nachdem ich nun also die Karibikküste erreicht hatte, wollte ich etwas Luft raus nehmen und auch hauptsächlich genießen. Bei dem Klima im Norden Südamerikas gibt es eigentlich auch gar keine andere Alternative als mittags eine drei- bis fünfstündige Siesta zu machen. Abnormal heiß und schwül war es.

Die Stadt hatte wirklich etwas zu bieten. Das historische Zentrum war wie aus einem Bilderbuch.

Verschiedene Farben, viele Blumen und meistens auch noch richtig was los. Fast jede Straße war ein Fotomotiv.

Megacooles Bild. Wie sie alle rumlungern, weil es einfach zu heiß und schwül ist um sich zu bewegen.



So richtig abgefuckte Straßenzüge konnte man auch finden. War nicht allzu schwer.

Mit einem Blick über das Wasser in Richtung Osten bietet sich natürlich der Sonnenuntergang als Spektakel an. Da wird man schon ein wenig melancholisch, wenn man das im Gesamtzusammenhang sieht, jetzt wo meine Reise sich dem Ende neigt. Das ist symbolisch zu verstehen.

Ich habe eine Tour zu den umliegenden Inseln unternommen und war mal wieder Schnorcheln. Das letzte Mal lag ja auch schon eine Weile zurück. 

So in etwa habe ich mir Kolumbien doch lange Zeit vorgestellt. 

Am wirklich coolen Strand habe ich mich mit Pina Coladas verwöhnt. Was für ein Tag.

Im Hafen lagen gleich zwei beeindruckende Dreimaster. Auf so einem Schiff würde ich ja auch gerne mal mitfahren.

Klar habe ich den Sonnenuntergang mehr als nur einmal über mich ergehen lassen, wenn ich doch die Luft rausnehmen will. Einmal musste ich das ausfallen lassen, weil es zum ersten Mal seit über sechs Wochen geregnet hat, aber das war auch eine nette Abkühlung. Wirklich schön dieses Cartagena.

2014-05-20

Medellín

Schon wieder lag eine Großstadt auf meinem Weg. Diesmal habe ich kurz in Medellín Halt gemacht, der zweitgrößten Stadt Kolumbiens. In den 90er Jahren war das die Stadt mit der höchsten Mordrate weltweit, weil sie Zentrum des Kokain-Schmuggels war. Auch heute noch sollen einige Favelas gefährlich sein, zumindest aber das Zentrum ist sicher. Ich habe meinen Augen auch kaum getraut, als ich gesehen habe, wie jung und modern diese Stadt doch ist. Unsicher habe ich mich hier keineswegs gefühlt. Insbesondere die moderne Metro macht was her. Damit hat man auch die arme Bevölkerung mitgenommen, indem man ihnen eine billige Transportmöglichkeit geboten hat. Auch ohne die Stadt aus den 90er Jahren zu kennen, ist das bemerkenswert, wie schnell sich Zustände doch ändern können.

Im Zentrum war mal wieder großes, verrücktes Getummel angesagt. Typisch südamerikanisch, aber auch besonders ausgeprägt. Jeder will einem etwas verkaufen. Bei den frischen Fruchtsäften, sag ich meistens auch nicht 'Nein'.

Zusätzlich zur Metro, die durch das Stadtzentrum führt, gibt es zwei Seilbahnen (weitere sind geplant), die in die armen Stadtteile führen. Eine kleine Rundreise habe ich gemacht und so die Stadt aus verschiedenen Blickwinkeln gesehen. Nur Aussteigen und durch die Stadtteile schlendern wurde mir abgeraten. Nach spätestens zwei Blocks von der Haltestelle, würde sich sehr viel sehr schnell ändern. Trotzdem hat mich Medellín überzeugt. Die Stadt macht etwas her und entwickelt sich rapide. Ich glaube die Stadt ist allgemein recht lebenswert.

2014-05-18

Salento


Weiter ging es nach Salento, einem sehr kleinen Dorf, das in wunderschöner Berglandschaft liegt im Zentrum des kolumbianischen Kaffee-Anbaugebietes. Hier war richtiges Gaucho-Land: Cowboy-Hüte und Gummistiefel absolute Standardkleidung. Pferde waren Transportmittel Nummer 1. 

Ich habe mich dann spontan dazu entschlossen, schon wieder auf einen Mehrtages-Hike zu gehen. Der Trail nannte sich Paramo und sollte 3 Tage lang durch den gleichnamigen Nationalpark führen. 

Zu Beginn startet man im Cocora-Tal. Ich habe mir im Hostel Gummistiefel ausgeliehen, damit ich für die Bedingungen des Trails gewappnet war.

Im Cocora Tal stehen 60 Meter hohe Palmen, das nationale Symbol von Kolumbien. Die Palmen sind leider vom Aussterben bedroht.

Nach dem Cocora Tal ging es hinauf in einen Nebelwald. Da ich schon in Ecuador den Nebelwald ausgelassen hatte, war das hier ein guter Grund für mich auf diesen Trail zu gehen.

Sieben Brücken mussten wir im Wald überqueren. "Über sieben Brücken, sollst du gehen..." Wer hat das nochmal gesungen? War das ein Peter Maffay Song?

Als wir dann genug Höhe gewonnen hatten, bis die Baumgrenze erreicht war, ging es hinaus in einen Sumpf.

In einem Refugio sind wir die Nacht geblieben und am nächsten Tag weitergezogen.

Den Trail nehmen nicht viele Leute auf sich, man ist ziemlich alleine in der Natur. Das gefällt mir natürlich.

Die Lagune der Verzauberung. Der Legende der Indianer nach wurde jeder verzaubert, der hier übernachtet hat.

Auch weitere kleinere Lagunen lagen auf dem Weg. Alles in allem eine bezaubernde Landschaft, was auch an der seltsamen Palmenartigen Pflanze liegt, die nur in diesem Teil der Welt wächst.

Manche davon werden richtig groß, dabei wächst die Pflanze nur 1 cm pro Jahr.

Der Trail hat uns über ein Geröllfeld bis zum Schneerand geführt. Insgesamt waren das 2000 Höhenmeter, die überwiegend in rutschigem und sumpfigen Schlamm genommen werden mussten. Ein wirklich anstrengender Trail.

Auf dem Rückweg zum Refugio hat es dann endlich ein wenig aufgeklart. Das hat nocheinmal einen ganz neuen Effekt auf die Landschaft gehabt. Wenn das nicht schön ist, weiß ich auch nicht mehr weiter.

Vom Refugio aus konnten wir dann auch zum ersten Mal den Berg sehen, welchen wir anvisiert hatten.

Noch ein Erinnerungsfoto in luftiger Höhe, bevor es am nächsten Tag wieder runter ins Tal ging. Bergab war bei den Konditionen mindestens genauso schwierig wie bergauf.

Am folgenden Tag ging es dann darum, das Kaffeeland zu entdecken.

Kaffeesammeln auf einer kleinen organischen Farm.

Ich habe auch mal Kaffee in Rohform probiert, kann es aber nicht weiterempfehlen. Geröstet schmeckt deutlich besser.

Meine Travel-Partnerin für vier wunderschöne Tage in Salento.

Der Herr der Kaffee-Finca hat uns alles gezeigt (hier der Trockenprozess) und jede Frage beantwortet. Ich mochte ihn gerne und die Tour war auch wirklich gut. Der Kaffee hat ebenfalls geschmeckt.

Salento hat mich mehr als nur positiv überrascht, geradezu begeistert. Ein tolles entspanntes Dorf ist das.